Eine Analyse der Preisexplosion
Einleitung
Die Flugpreise in Deutschland sind 2025 auf ein Rekordhoch gestiegen und sorgen für breite Diskussionen. Die Ursachen sind vielschichtig und reichen von steuerlichen Belastungen über strukturelle Marktprobleme bis hin zu einer veränderten Wettbewerbslage. In diesem Beitrag erhalten Sie eine fundierte Analyse der aktuellen Entwicklungen, ergänzt um wichtige Erklärungen, Korrekturen und praxisnahe Hinweise.
Faktencheck: Die Preisentwicklung im Überblick
- Preise für One-Way-Tickets ohne Gepäck liegen laut DLR-Studie (Stichtag 11. März 2025) zwischen 67 € (Wizz Air) und 130 € (Eurowings).
- Erhebliche Preissteigerungen innerhalb eines Jahres: Ryanair von 66 € auf 80 €, Eurowings von 110 € auf 130 €.
- Kurzfristbuchungen sind besonders teuer: Bis zu 169 € (Eurowings) am Tag vor Abflug, in Einzelfällen sogar 499,99 € für einen Wochenendflug Düsseldorf–Stockholm.
- Preisvergleich zu 2019: Das Vorkrisenniveau wurde in Deutschland noch nicht erreicht, während andere europäische Länder bereits deutlich darüber liegen.
Ergänzung: Preisentwicklung im europäischen Vergleich
In anderen europäischen Ländern sind die Flugpreise zwar ebenfalls gestiegen, jedoch nicht im gleichen Ausmaß wie in Deutschland. Besonders auffällig ist, dass Billigflieger wie Ryanair und Wizz Air ihre Kapazitäten in Deutschland deutlich reduziert haben, während sie in anderen Märkten weiter expandieren.
Ursachen der Preisexplosion
1. Deutschlands Spitzenposition bei Steuern und Gebühren
- Deutsche Flughäfen sind die teuersten Europas: Frankfurt (58,60 €/Passagier) und München (49,06 €) liegen vor Amsterdam und deutlich über London-Heathrow (41,22 €).
- Berlin-Brandenburg (BER) ist mit 22,23 € vergleichsweise günstig, was Wizz Air gezielt nutzt.
- Luftverkehrssteuer und Sicherheitsgebühren treiben die Kosten zusätzlich in die Höhe.
Politische Rahmenbedingungen
Die Luftverkehrssteuer wurde in den letzten Jahren mehrfach erhöht, um ökologische Ziele zu erreichen. Allerdings führt dies zu Wettbewerbsnachteilen für den Standort Deutschland, da viele Nachbarländer niedrigere Abgaben verlangen.
2. Rückzug der Billigflieger und Angebotslücke
- Nur 93 % der Sitzplatzkapazität von 2019 sind in Deutschland verfügbar, während Europa im Schnitt bereits bei 133 % liegt.
- Low-Cost-Carrier meiden Deutschland: Ryanair und andere stationieren ihre Maschinen lieber in Ländern mit geringeren Gebühren.
- Eurowings als größter Anbieter kann die Lücken füllen und höhere Preise durchsetzen.
Auswirkungen auf Regionalflughäfen
Viele kleinere Flughäfen verlieren Verbindungen, was besonders für Reisende außerhalb der großen Metropolen zu längeren Anfahrtswegen und höheren Kosten führt.
3. Teufelskreis aus Kosten und Kapazität
- Weniger Wettbewerb führt zu weniger Angebot und höheren Preisen.
- Dynamische Preismodelle erschweren die Planung für Passagiere, da Preise stark schwanken.
Nachhaltigkeit und Umweltaspekte
Die Reduktion von Billigflügen wird politisch teilweise begrüßt, da sie zur Reduktion der CO₂-Emissionen beiträgt. Für Verbraucher bedeutet dies jedoch weniger Auswahl und höhere Preise.
Konsequenzen für Passagiere
- Ultra-Low-Cost-Tickets unter 10 € sind Vergangenheit.
- Frühbucher zahlen oft 50–100 % mehr als noch vor wenigen Jahren.
- Weniger Auswahl besonders an Regionalflughäfen.
- Buchungsroulette: Es gibt keinen idealen Buchungszeitpunkt mehr. Früh buchen ist meist günstiger, aber auch kurzfristige Preissenkungen sind möglich.
Tipps für Reisende
- Flexibilität zahlt sich aus: Wer bei Abflugzeiten und Flughäfen variabel ist, kann sparen.
- Vergleichsportale nutzen: Preisverläufe beobachten und mehrere Anbieter vergleichen.
- Alternativen prüfen: Bahnreisen sind auf vielen Strecken inzwischen preislich und zeitlich konkurrenzfähig.
Lösungsansätze und politische Diskussion
- Ryanairs Vorschlag: Flottenausbau gegen Steuersenkung – bislang ohne politische Reaktion.
- Branchenverband BDL fordert die Abschaffung der Luftverkehrssteuer und mehr staatliche Beteiligung an den Sicherheitskosten.
- Politische Zurückhaltung: Die Bundesregierung sieht die hohen Abgaben als Beitrag zum Klimaschutz, ist aber mit den Folgen für den Luftverkehr konfrontiert.
Fazit
Die Preisexplosion beim Fliegen in Deutschland ist kein Zufall, sondern das Ergebnis eines Zusammenspiels aus hohen Steuern, Gebühren und einer daraus resultierenden Angebotsverknappung. Die Marktmacht weniger Anbieter verschärft die Situation zusätzlich. Für Passagiere bedeutet das: Flexibilität und Preisvergleich sind wichtiger denn je. Wer sparen will, sollte Alternativen wie die Bahn ernsthaft in Betracht ziehen. Ohne strukturelle Änderungen bleibt Fliegen in Deutschland ein teures Vergnügen.
Praktische Hinweise
- Wizz Air am BER bietet oft günstigere Tickets – ein Vergleich lohnt sich.
- Kurzfristig gebuchte Flüge bei Eurowings sollten kritisch geprüft werden, da die Preise stark schwanken können.
- Für Vielflieger: Bonusprogramme und Rabattaktionen der Airlines gezielt nutzen.
Hinweis: Die Angaben im Artikel basieren auf aktuellen Studien und Marktdaten. Einzelne Werte können je nach Buchungszeitpunkt und Strecke variieren.
